Vortrag am 29. November 2024 um 19 Uhr in der Friedenskirche, Klötzerbahn 15, 4700 Eupen:
Hans Stempel und die Schuld der Täter – Zwischen Seelsorge, Verdrängung und fragwürdiger Geschichtspolitik
Wieso setzte sich ein Theologe, der selbst kein Nationalsozialist gewesen war und zum Nationalsozialismus sogar erkennbar Abstand gehalten hatte, intensiv für schwerstbelastete Täter ein? Der zweite Vortrag zum Thema ordnet das Geschehen in vertiefender Form ein, sowohl historisch als auch theologisch. Dabei geht es auch grundsätzlich um die Frage der Einordnung und Bewertung von „Schuld“ im Kontext des Nationalsozialismus. Im Vordergrund stehen in diesem Vortrag, anders als am 8. November, weniger die Personen als deren gesellschaftliches und kirchliches Umfeld. Es geht also, zunächst ohne moralische Bewertung, um ein Verständnis der Rechtfertigungsmuster der Täter und der Nachkriegsdebatten in Deutschland. Zu Ende des Vortrags wird die Möglichkeit einer Methode zur moralischen Einordnung des Themas entwickelt, anhand derer das Publikum eine solche selbst und nicht in vorgegebener Form vornehmen kann (aber nicht muss).
Dr. Nicholas Williams ist Leiter des Zentrums für Ostbelgische Geschichte und Prädikant in der Vereinigten Protestantischen Kirche Belgiens. Er hat sich von 2018-2022 mit Hans Stempel und dessen Umgang mit NS-Tätern in einem Forschungsprojekt beschäftigt und dazu Bücher und Artikel veröffentlicht.