Berichte der Vorsitzenden der Bezirke

Bezirk Französischsprachiges Brabant

«Sag, was du nicht weißt. Gib, was du nicht hast. Rede, worüber man nicht reden darf. » Valère Novarina, Devant la parole

Der Lockdown hat uns gezwungen, unsere Gewohnheiten von heute auf morgen radikal zu ändern. Wir mussten andere Wege finden, um Gottesdienste zu halten und Gemeinschaft zu pflegen. Die Frage, die man sich stellen musste, war: Wie können wir in einer Zeit, in der echte Begegnungen nicht mehr möglich sind, in Kontakt bleiben?

Wir haben es so gut wie möglich versucht. Jede Gemeinschaft, jeder Pfarrer hat mit seinen Mitteln und im Rahmen seiner Möglichkeiten sein Bestes getan.

Was bleibt jetzt noch davon übrig? Machen wir alles weiter wie bisher? Oder nutzen wir die Gelegenheit, etwas zu ändern? Die Gottesdienste, zum Beispiel. Ihre Form hat sich in letzter Zeit trotz der sozialen und technologischen Veränderungen nicht viel verändert. Wie können wir das Wesentliche – das, was einen Gottesdienst zu etwas Besonderem macht – in Ehren halten und gleichzeitig mit der Zeit gehen?

«Das Wort ist uns gegeben, nicht um zu sprechen, sondern um zu hören. » Ibidem

Pfr. Bruneau Joussellin,
Vorsitzender Französischsprachiges Brabant

 

Bezirk Antwerpen Brabant – Limburg

Eigentlich wurden mir die Auswirkungen dieser Krise erst wirklich klar, als wir langsam wieder zur Halb-Normalität zurückkehrten. Ich bemerkte es an den Reaktionen der Menschen, an der Erleichterung.
Viele sind nach dem Lockdown emotional überfordert. Menschen, die ich als stabile Persönlichkeiten
kannte, wissen jetzt nicht mehr wohin mit sich und ihren Gefühlen.

Was herauskam: Gottesdienste im Internet können Gottesdienste in der Kirche nicht ersetzen.
Was auch immer für geniale Videos von KollegInnen gemacht wurden, es geht nichts über das Echte – alles andere ist nur Ersatz. Zusammen singen und beten in einem echten Kirchenraum. Die Heilige Schrift gemeinsam lesen. Das ist und bleibt unersetzlich.

Gerade in dieser Zeit der Lockerung lesen wir in der Kirche Matthäus 10. Gläubig sein, bedeutet unter anderem: nicht ängstlich sein, aber auch nicht naiv sein. Man muss verstehen und akzeptieren, dass man nicht alles in der Hand hat. Das ist der Grund, warum der Verlust von sich selbst… einen am Ende bewahrt. Lass uns keine voreiligen Schlüsse ziehen. Denn irgendetwas stimmt mit unserer Art zu leben nicht. Wie wir reisen und allzu oft nur an Geld denken. Lass uns nicht davon ausgehen, dass wir damit durchkommen werden. Lass uns zuerst einmal darüber nachdenken.

Pasteur Hans Neels,
Vorsitzender Antwerpen, Brabant – Limburg

 

Bezirk Osthennegau-Namur-Luxemburg

Die Umwälzungen der letzten Wochen und Monate haben gezeigt, dass es Entscheidungen
gibt, die wir treffen, und solche, die uns treffen. Das plötzliche Ende aller kirchlichen Zusammenkünfte
zwang uns die Wahl auf: entweder bewegungslos dem hinterherzutrauern, was wir nicht mehr hatten, oder Phantasie zu entwickeln und mit dem, was wir hatten, zu tun, was wir konnten.

Glücklicherweise haben die Gemeinden den zweiten Weg gewählt. Sie haben ihre Kräfte gebündelt und konnten anderen die Früchte ihrer Arbeit anbieten. Die Gesundheitskrise hat Solidarität unter den Gemeinden wachsen lassen und die Kollegen des Bezirks zu einer noch engeren Zusammenarbeit
gebracht.

Wenn nach dem Erwachen aus dem allgemeinen Gedächtnisverlust unsere Zeitgenossen sich fragen, was wesentlich ist, ist es an der Kirche, laut und deutlich daran zu erinnern: Wenn man das Wesentliche dem Dringendenopfert, wird man schließlichdie Dringlichkeit des Wesentlichen vergessen.

Pfr. Bernard-Zoltán Schümmer,
Vorsitzender des Bezirks Osthennegau-Namur-Luxemburg

 

Bezirk Ost- und Westflandern

Während des „Lockdowns“ war unsere Bewegungsfreiheit eingeschränkt, aber genau zu dieser Zeit reifte bei einem der Pfarrer aus unserem Bezirk der Plan, eine Fahrradtour entlang der VPKB-Gemeinden in der Provinz Ostflandern zu machen. Es war ein ehrgeiziger Plan eines Freizeitradfahrers, wie Pfarrer Peter Smits sich selbst nennt, und doch gelang es ihm, in zwei Tagen jede protestantische
Gemeinde in unserem Bezirk zu besuchen. Es ist schön zu sehen, dass einige Kirchengemeinden der Kerze, die wir vom Radfahrpfarrer bekommen haben, einen zentralen Platz in ihren Online-Gottesdiensten einräumen. In diesen 2 Tagen radelte Peter etwa 350 km zugunsten der Opfer der Überschwemmungen in Ruanda.

Am 5. Juli wird eine Reihe von Kirchen in unserem Bezirk wiedereröffnet. Wir wissen, dass
die Wiederaufnahme der Gottesdienste nicht selbstverständlich sein wird. Wir sind aber
auch zuversichtlich, denn „Gott erzeigt mir reichlich seine Güte“ (Ps. 59 , 11).

Pfr. Tihamer Buzogany,
Vorsitzender Ost- und Westflandern

 

Bezirk Lüttich

Der Lockdown führte zu einem unerwarteten und noch nie gesehenen Schwung in den Gemeinden. Die Gemeindeglieder schätzten sehr, an Gottesdiensten teilzunehmen: auf Papier, als Audio oder Video.
Wir haben darauf geachtet, dass die Menschen aktiv teilnehmen (durch das Lesen der Bibel, Gebete…), um zu verhindern, dass sie auf die Rolle von passiven Konsumenten reduziert werden.

Die physische Begegnung bei pastoralen Besuchen war das einzige Element, das wirklich fehlte. Diese Leere hat die Bedeutung des Tastsinns deutlich gemacht. Wie kann man ihn in einer Gesellschaft mit
individualistischer Tendenz zur Geltung bringen?

Diese Periode hinterlässt viele Fragen, die sich die Gemeinden und ihre Mitglieder stellen müssen und aus denen sie Lehren ziehen können. Sehr wichtige sind: Was ist die Bedeutung der Gottesdienste, die wir in der Kirche feiern? Wie gehen wir mit den Menschen um, die von der neuen Form der Feier  angezogen sind und die am Sonntag nicht zur Kirche kommen? Wie können wir der Gesellschaft helfen, die Sinne zu würdigen, die für jeden Menschen sehr nützlich sind? Wie kann man die Zusammenarbeit der Gemeinden, die in dieser Periode entstanden ist, pflegen?

Pfr. Léonard Rwanyindo,
für den Bezirk Lüttich

 

Bezirk West-Hennegau

Covid-19 hat unser Leben, unsere Tätigkeiten und Gewohnheiten verändert. Ich bin überzeugt, dass nichts mehr sein wird wie vorher. In den sozialen Medien stieß ich auf einen anonymen Beitrag, der meinen Eindruck zusammenfasst: Wir leben in einer Zeit, in der der Buchstabe C für Menschen in der ganzen Welt Bedeutung gewinnt:

„Wer hätte gedacht, dass zahlreiche Wörter mit dem Buchstaben C dieses Jahr unser Leben bestimmen würden? Coronavirus(C), Covid-19(C), Contamination(C), confirmed case(C), Chloroquin(C), und dann kommt dieses Virus aus China(C)…“

Die gute Nachricht ist, dass allein Christus (C) diese Pandemie beherrschen kann. Jetzt, wo die  Gottesdienste in unseren Kirchen wieder beginnen, entdecke ich, dass ich nicht allein bin und wie sehr es eine Gnade Gottes ist, Gemeinde zu sein.

Pfr. Marc Rugamba,
Vorsitzender des Bezirks Westhennegau

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