Was den Menschen zusteht, wird ihnen oft nicht gesagt. Und es gibt immer Bedingungen, Formen, Verfahren, Kriterien. Gut reguliert, ja, notwendig, um den Missbrauch einzudämmen. Aber schwer wie Blei, als gäbe es mehr Missbrauch als Not. Die Menschen werden durch beides belastet, durch Not und Missbrauch. All diesen Regeln machen das Leben schwer. Recht-Op (Deutsch: Recht auf), das ist der Name eines Vereins in Antwerpen, in dem sich Menschen in Armut zu Wort melden und sich Gehör verschaffen. Das ist auch die Mission des PSZ[1]. Wir ergänzen uns gegenseitig. Aufrecht gehen können, mit erhobenem Haupt, sich zu trauen, das einzufordern, was einem zusteht, das beginnt in einem offenen Haus, wo man Luft holen kann, wo man gesehen und anerkannt wird für das, was man ist und was man erlebt hat.

Sind wir als Kirchen ein solches Zuhause?

Um denjenigen, die belastet sind, Raum zu geben, müssen wir es wagen, selbst aufrecht zu gehen. Eintreten für die Gerechtigkeit, gerade dort, wo sie mit Füßen getreten wird. Gemeinsam mit denen, die durch Ungerechtigkeit belastet sind. Die “Waisen, Witwen und Fremden”[2] unserer Tage. Einander helfen. Das ist es, wozu wir aufgerufen sind. Das ist in unsere Hände gelegt worden. Das ist es, wofür die Kirche steht.

Für mich ist das die eigentliche Kraft von Ostern. (Wieder) Aufstehen. Aus dem Grab der Erniedrigung, der Gewalt, der Hoffnungslosigkeit. Jesus, dem wir nachfolgen, hat das alles aus Liebe auf sich genommen und damit den Fluch gebrochen. Selbst eine unschuldige Hinrichtung kann die Liebe der Welt nicht brechen. Wir haben Anteil an seiner Auferstehung. Auch nicht für uns selbst, sondern um aufrecht in dieser Liebe für die Welt zu stehen. Vor allem für diejenigen, die in unserer Zeit verwaist, verachtet und ausgestoßen sind.

 

Pfarrerin Petra Schipper

Seelsorgerin en Diakoniepfarrerin

Protestantisches Sozialzentrum Antwerpen

 

[1] Protestantisches Sozialzentrum

[2] Diese Menschen werden im Ersten Testament unzählige Male als Mittelpunkt und Prüfstein für die Gerechtigkeit erwähnt, die Gott von uns verlangt. Waisen, Witwen und Fremde waren und sind sonst Armut und Gewalt schutzlos ausgeliefert.