Was man hat, kann man auch im Handumdrehen verlieren. Dies gilt auch für die Art und Weise, wie die Gesellschaft strukturiert ist. Wir betrügen uns oft selbst, indem wir uns so sehr an das Schöne und Gute gewöhnen, dass wir es für selbstverständlich halten und als völlig normal ansehen.
Aber das Leben und das Zusammenleben ist eine zerbrechliche Angelegenheit und nichts wird für immer erworben.
Es ist höchste Zeit und immer eine gute Idee, über Menschenrechte zu sprechen.
Heutzutage hört man oft den Begriff “Radikalisierung” – sowohl innerhalb als auch außerhalb eines religiösen Kontextes – und ich brauche Ihnen nicht die Namen der vielen Despoten auf diesem Planeten zu nennen, von denen einige sogar demokratisch gewählt wurden. Die Demokratie ist bedroht, die Volksverhetzung nimmt zu, beängstigende Gedanken sind im Umlauf, verderbliche Verallgemeinerungen, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie.
Wer in einer Demokratie schläft, wacht in einer Diktatur auf.
Wenn man sich die religiöse Landschaft in der belgischen Gesellschaft genau anschaut, stellt man schnell fest, dass unsere VPKB bei der Akzeptanz und Aufnahme – und nicht nur bei der Duldung – von Vielfalt, Offenheit und einem offenen Ohr ganz vorne mit dabei ist. Wir haben eine schöne Kirche, das muss man schon sagen. Es gibt einen gesunden protestantischen Stolz.
Gleichzeitig gibt es noch viel zu tun. Auch bei uns. Es gibt keine Errungenschaften. Kurz und schematisch ausgedrückt: Wenn sich “die Welt” radikalisiert, ist zu hoffen und sogar zu erwarten, aber nicht von vornherein völlig sicher, dass die Kirche dem paulinischen Wort treu bleibt: “Ihr, die ihr ganz anders seid, habt Christus kennen gelernt…”.
Vor Ihnen liegt eine weitere faszinierende Ausgabe der stets selbstkritischen Pro News.
Pfarrer Steven H. Fuite,
Präsident des Synodalrats der Vereinigten Protestantischen Kirche in Belgien