Besuch Haftanstalt Sint-Gillis

Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun, werden Straftäter inhaftiert. Deshalb sind sie nicht weniger Mensch. Die Gerechtigkeit darf nicht an der Gefängnispforte aufhören. Und das Leben endet auch nicht mit der Inhaftierung: Es gibt noch ein Leben danach. Dieses Thema wirft viele Fragen auf. Wer sind die Verurteilten? Wie leben sie in den Haftanstalten? Wer bewacht sie, wer wacht über sie? Wie werden Gefangene auf die Zukunft vorbereitet? Welche Rolle können Gefängnisgeistliche und freisinnige Lebensberater spielen? Die in Belgien anerkannten Religionsgemeinschaften und die Humanisten haben jetzt gemeinsam diese Fragen auf den Tisch gelegt. Und sie engagieren sich auch konkret.

#Jail&Justice ist der Name einer nicht-behördlichen Arbeitsplattform, die sich aus allen anerkannten Religionsgemeinschaften und humanistischen Organisationen zusammensetzt. Sie wird vom belgischen Justizminister Koen Geens unterstützt. Am 31. Januar hat eine 45-köpfige Delegation von #Jail&Justice sowie der Justizminister die Haftanstalt Sint-Gillis/Saint-Gilles besucht. Sie wurde von der Direktion der Haftanstalt empfangen, die die Gruppe anschließend durch das Gefängnis führte. Es folgte eine Podiumsdiskussion, an der Inhaftierte, Gefängnispersonal, Geistliche und freisinnige Lebensberater teilnahmen. Themen waren der Alltag der Inhaftierten, die Aufgaben der Mitarbeiter oder die Rolle von Gefängnisgeistlichen und Beratern. Weiter wurde die Frage nach der Gerechtigkeit hinter Gefängnismauern und der Reintegration in die Gesellschaft behandelt. Minister Koen Geens nahm an der Debatte teil und ergriff selber das Wort. Der Vormittag wurde mit einem gemeinsamen Essen abgerundet. Die Mitglieder der Delegation konnten sich dabei ungezwungen mit Inhaftierten, der Direktion, den Gefängnismitarbeitern und mit dem Minister austauschen.

Eine Botschaft für die Inhaftierten
Im Folgenden lesen Sie einen Dankesbrief, den #Jail&Justice nach dem Gefängnisbesuch den Inhaftierten schickte.

Am 31. Januar durfte eine Delegation, bestehend aus Vertretern der in Belgien anerkannten Religionsgemeinschaften und Humanisten, die Haftanstalt Sint-Gilles/Saint-Gilles besuchen. Die Delegation erhielt die Gelegenheit, einige Ihrer Mit-Inhaftierten persönlich zu treffen. Sie haben uns berichtet, wie wichtig Gefängnisgeistliche und Lebensberater für sie sind. Denn diese können sich in einer vertrauensvollen Atmosphäre die Geschichten Inhaftierter anhören und sie in vollstem Respekt beraten und begleiten. Wir danken allen, die vor dem Hintergrund unserer individuellen Weltanschauungen diesen wichtigen Auftrag ausführen. Wir waren auch sehr beeindruckt von dem Engagement der Direktion und der Mitarbeiter für die Inhaftierten.
Vor allem aber war es für uns eine wichtige und gute Erfahrung, mit den Inhaftierten selber reden zu können. Wir haben die Menschen hinter den Gefängnisinsassen entdeckt – Menschen, die ihre Würde nicht am Gefängnistor zurückgelassen haben und deren Träume auch die höchsten Mauern übersteigen. Diese Begegnungen haben uns bereichert. Dafür können wir Ihnen nicht genug danken.

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