Jesus Christus ist das Licht der Völker (kleine Abwandlung: das Licht aller Kirchen)

Gebetswoche für die Einheit der Christen

Ich beginne mit einer bemerkenswerten römisch-katholischen Definition des Protestantismus: Ein evangelischer Christ ist jemand, der/die bona fide irrt. Diese Definition hat zwei Aspekte: Einerseits ist die Rede von Vertrauen (bona fide), andererseits bleiben Protestanten Häretiker (sie irren).

Papst Johannes Paul II. hat vor vielen Jahren die Situation wie folgt erklärt: Es gibt DIE Kirche, es gibt Kirchen, und es gibt kirchliche Gemeinschaften. Die katholische Kirche ist natürlich DIE Kirche. Daneben gibt es orthodoxe Kirchen, die koptische Kirche, die armenische Kirche und die anglikanische Kirche. Aber Protestanten sämtlicher Couleur sind nicht mehr als kirchliche Gemeinschaften!

Sie begreifen, dass wir nicht für voll genommen werden. Ich fürchte, dass schwierige Zeiten auf die Ökumene zukommen. Wir treten auf der Stelle.

Dabei gibt es, bei allen Unterschieden, auch viele Gemeinsamkeiten zwischen Katholiken und Protestanten.

Lassen Sie mich mit den Unterschieden beginnen, um mit den Gemeinsamkeiten zu enden. Dann stellen wir vielleicht fest, dass die Unterschiede zweitrangig sind.

  • Ein entscheidender Unterschied ist der organisatorische Aufbau beider Glaubensgemeinschaften.
  • Die katholische Kirche ist von oben nach unten, die protestantischen Kirchen sind von unten nach oben organisiert.
  • Die katholische Kirche ist global, die protestantischen Kirchen sind national organisiert.
  • Katholische Priester sind geweiht und mithin eine Art von „Kaste“, evangelische Christen sind von der Priesterschaft aller Gläubigen überzeugt (1 Petrus 2:5 und 9). Ich selber bin also nicht geweiht, aber ich weihe mich meiner Aufgabe…
  • Das katholische Zölibat ist für evangelische Christen undenkbar. In Markus 1:30 fleht Petrus um die Heilung seiner Schwiegermutter. Eine Schwiegermutter muss aber ein verheiratetes Kind haben…
  • In der katholischen Kirche gibt es sieben Sakramente, in den protestantischen Kirchen zwei. Lediglich die Taufe und das Abendmahl wurden von Jesus eingesetzt.
  • Weiter gibt es die Frage weiblicher Amtsträger. Die Brasschaater Gemeinde hatte bei ihrer Gründung eine Pfarrerin.
  • Es gibt Unterschiede zwischen den katholischen und den protestantischen Bibelversionen. Die katholische Bibel ist dicker und enthält auch deuterokanonische Schriften (Judith, Tobit usw.) sowie spannende Zugaben wie die Geschichte von Daniel und Susanna im Bade.
  • Und schließlich bildet die katholische Kirche trotz einiger unterschiedlicher Nuancen eine Einheit, während sich die protestantische Welt als sehr uneinheitlich darstellt.

Aber es gibt auch viele Übereinstimmungen.

  • Sowohl Katholiken als auch Protestanten gehen auf das Judentum zurück.
  • Wir feiern die gleichen Feste, wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten.
  • Wir sprechen das gleiche Credo (Apostolicum, Nicäno-Konstantinopolitanum).
  • Wir feiern unsere Gottesdienste seit vielen Jahren in der Sprache des Volkes bzw. unseren Landessprachen.
  • Wir erkennen die Taufe der jeweils anderen Kirche/n an und feiern gelegentlich zusammen das Sakrament von Brot und Wein (was allerdings offiziell nicht zugelassen scheint…).
  • Wir teilen den allergrößten Teil der Bibel miteinander, auch wenn Inhalt und Übersetzungen hier und da voneinander abweichen.
  • Und wir haben die gleichen Probleme: -Wie erreichen wir in Zeiten zunehmender Entkirchlichung die Jugend? Wie gehen wir mit Islam um, der eher stärker als schwächer wird?

Vor allem aber teilen wird das Thema des heutigen Tages:

Jesus Christus ist das Licht der Völker! In diesem Glauben sind wir eins.

 

 

 

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